Chronik des Herner Künstlerbund '90 e.V.

HERNER KÜNSTLERBUND ‚ 90 E.V. CHRONIK Vorsitzender: Willi Zehrt Stellvertreter: Hans Menne Schatzmeister: Reiner Glebsattel insgesamt 8 Ausstellungen: u.a. - Galerie Hagenring - Herner Sparkasse - Partnerstadt Konin (Polen) Erinnerungsausstellung So ein Tag, so wunderschön... Fünf glückliche Maler lagen sich beim Wiedersehen als Mitglieder der „1. Herner Künstlergrup- pe“ in den Armen. Von links: Hugo Lindemann (Wattenscheid), Jupp Gesing und Robert Imhof aus Herne, Lothar Gambke (Gum- mersbach) und Theo Schäfer (Ostbevern). Rappelvoll war es, eine einzige große Umarmung, und ein Geschnappel und Fragen... Ein glücklicher Jupp Gesing zieht Bilanzvom Treffen mit Malerkolle- gen und Gästen anläßlich der Ausstellung, die er zur Erinnerung an die „1. Herner Künstlergruppe 1948 bis 1953“ organisiert hat. Und wo blieb die Kunst? Noch im Genuß der Wiedersehensfreude gesteht Gesing: „Über Kunst haben wir eigentlich gar nicht geredet“. Außerdem konn- te man vor lauter Leuten im Schollbrockhaus sowieso die Bilder kaum sehen. Aber ganz viele wollen wegen dieser Exponate von einst und jetzt noch einmal wiederkommen. Diese Absicht sollten sie unbedingt in die Tat umsetzen, denn es gibt wunderschöne „Klassiker“ zu genießen, vor allem von Wlihelm Imhoff (1893- 1950) und diskussionswürdiges aktuelles Schaffen. Manches, das damals entstand, wirkt früh vollendet. So fregt man sich vor einem 1947 hinreißend portraitierten impressionistischen alten Ofen von Jupp Gesing, was er eigentlich anschließend auf der Kunstakade- mie Düsseldorf noch lernen wollte? Doch alle zehn - neun Männer und eine Frau - waren sich bewußt, daß mit Ende des Krieges nicht nur das Leben in Freiheit beginnen konnte, sondern daß auch in der Kunst der Aufbruch zu neuen Ufern als große Aufga- be vor ihnen lag. Über Wolfgang Hauptmeier (1989 verstorben 1995 in Cloppenburg), der 1951-55 in expressivem Schwarz Hafen und Zechen in Sodingen festhielt und zwanzig Jahre später eine Art magischen Realismus entwickelte, sagt Jupp Gesing voller Hoch- achtung: „Der hatte als erster von uns kapiert, worum es ging. Das begriffen auch Bruno Foltynowitcz (1914-1970), Lothar Gambke, Hugo Lindemann, Theo Schäfer, Hermann Gesing (der sich der Bildhauerei zuwandte) und Robert Imhof. Letzterer konnte nicht ewig der „Jungen Witwe“ treu bleiben. Mochte er sie 1953 noch so einfühlsam in Tempera auf Leinwand gesetzt haben. Es mußte mehr passieren, als mit adretten Fachwerkhäusern, artigen Stille- ben und Mädchen am Strand dem im Figurativen verhafteten Pu- blikum zu gefallen. Im Schollbrockhaus hängen jetzt Ergebnisse dieses Ringens um mehr Freiheit in der Kunst. Leider war von der Linolschneiderin und Weberin Josefa Holthoff (1914-1982) nur ein einziger Druch aufzutreiben. Jupp Gesing, der Initiator der Erinne- rungsausstellung im Namen des heutigen Herner Künstlerbundes kann Drolliges von früher erzählen; wie Kost und Logie bei Mal-Ex- kursionen ins Sauerland mit dem Malen eines Gasthaus-Schildes „Zum Blauen Bock“ bezahlt wurde; wie die Gruppe die Erlaubnis zum Malen im Stickstoffwerk nur unter der Bedingung bekam, „den gelben Qualm wegzulassen“; wie sie den „Goldsaal“ des Herner Hofes durch angewandte Kunst für den Karneval ausstaf- fierten. Neulich bekam er bei einer Stippvisite in der Ausstellung selbst unverhofft eine Geschichte erzählt: Eine alte Dame in Be- gleitung von Tochter und Enkeln freut sich über die Begegnung: Sie sind Herr Gesing? Wissen Sie, daß ich ein Bild von Ihnen habe? Als wir - ganz lang ist es her - Möbel aussuchten bei der Firma X, hing es da zur Dekoration, und da haben wir es gleich mitgekauft. Für 70 Mark. Viel Geld damals. Blaue Blumen sind drauf. An dieses spezielle Blumenstück kann sich Gesing nicht mehr erinnern. Aber es war einmal: „Rittersporn, ja, den habe ich sehr gerne gemalt...“ Heide Amthor-Zeppenfeld WAZ Abstrakt und gegenständlich, sparsam in den Farben und üp- pig bunt: Jupp Gesing, Peter John und Peter Liedtke (v.l.) zei- gen eine Auswahl der nach Konin reisenden Kunst. WAZ

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